In der mystischen Zeit zwischen den Jahren, was sich sowohl innerlich als auch äußerlich bemerkbar macht, sind wir eingeladen, innezuhalten, Altes loszulassen und dem neuen Raum zu geben. Die Raunächte sind eine Zeit voller Reflexion, Besinnung und der Verbindung mit dem Unsichtbaren. Unter den vielen Ritualen, die mit den Rauhnächten verbunden sind, ist das Ritual der 13 Wünsche eines der zauberhaftesten und bekanntesten. Es verbindet Hoffnung, Vertrauen und die Kraft des Loslassens.
Wenn die Schleier zwischen den Welten sinken
Die Rauhnächte, das sind jene geheimnisvollen zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, sie sind flüchtig, fast nicht greifbar doch ihre Bedeutung ist von größter Tragweite. Sie ziehen sich durch die Dunkelheit des Winters wie ein ferner Lichtstrahl aus uralten Mythen und verborgenem Wissen. Der Ursprung dieser Nächte reicht weit in die Zeit zurück, in die Zeit der Naturvölker, die dem Rhythmus von Sonne und Mond folgten, ihn ehrten und die unsichtbaren Kräfte des Universums für sich zu nutzen suchten.
Es wird gesagt, in diesen Nächten sei der Übergang zwischen den Welten besonders dünn – zwischen unserer Welt und der Anderswelt, zwischen dem tatsächlichem und dem noch Unerträumten. Eine Zeit, in der die Geister umherwandeln, Orakel uns etwas aufzeigen und die Fäden des Schicksals für jeden neu gesponnen werden. Jede Rauhnacht steht für einen der zwölf Monate des neuen Jahres, und jede Nacht bringt ihre eigene Prophezeiung und Magie mit.
Die Magie der 13 Wünsche in den Raunächten
Die Ursprünge der Rauhnächte gehen auf die alten Bräuche und keltisch-germanischen Traditionen zurück. Sie wurden als Zeiten des Rückzugs, des Loslassens und der Erneuerung gesehen. Rituale wie das Räuchern, das Aufräumen der Häuser oder das Orakeln wurden genutzt, um die alten negativen Energien des Jahres abzustreifen und gleichzeitig den Raum und das Bewusstsein für das Neue zu schaffen. Eine Phase, in der die Natur stillstand. In der die wilde Jagd durch die Lüfte tobt, angeführt von einer wilden Gottheit, mit vielen unterschiedlichen Namen wie Wotan, Hassjäger, Helljäger, Tolljäger, Schimmelreiter oder Türst und noch einigen mehr. Gleichzeitig suchten die Seelen der Verstorbenen Frieden.
Die Botschaft der Rauhnächte liegt auch heute in der Verbindung von Mensch und Universum. Es ist ein Aufruf, innezuhalten, die Vergangenheit und die Ahnen zu ehren, um mit klarem Geist nach vorn zu gehen. Sie bringen uns dazu, in uns zu lauschen, unseren inneren Kompass neu auszurichten und die Kraft der eigenen Träume zu erwecken.
In den Rauhnächten, so sagt man, steht die Welt still, in dieser Stille aber findet sich die Magie, die alles zu ändern vermag.
Das Ritual der 13 Wünsche in den Raunächten
Die Magie der 13 Wünsche in den Raunächten beginnt mit einer guten Vorbereitung. Du schreibst auf 13 kleine Zettel deine Wünsche – vielleicht gut überlegt, vielleicht auch einfach spontan, so wie du magst. Jeder Zettel wird mehrmals gefaltet und in einem besonders hübschen oder für dich wichtigen Behälter aufbewahrt. Von der ersten bis zur zwölften Rauhnacht übergibst du jeden Abend einen Zettel ungelesen ans Feuer. Der Rauch trägt den Wunsch symbolisch ins Universum, wo er seinen Weg findet. Den 13. Wunsch, der am Ende übrig bleibt, wird von dir gelesen und soll dich daran erinnern, selbst aktiv werden zu müssen, um ihn zu erfüllen.
So begehen wir unser Wunschritual
Jedes Jahr freue ich mich ganz besonders auf die Rauhnächte und unser Ritual der 13 Wünsche. Schon die Vorbereitung ist für mich etwas Magisches. Ich suche mir hübsche kleine Zettel aus, die ich sorgfältig falte, nachdem ich meine Wünsche darauf geschrieben habe. Manchmal denke ich lange über sie nach, manchmal schreibe ich ganz spontan, was mir in den Sinn kommt. Diese Zettel lege ich dann in eine kleine Dose, die nur für dieses Ritual verwendet wird. Jeder in meiner Familie hat sein eigenes besonderes Gefäß und macht es genauso – daraus entsteht ein kleiner Schatz voller Hoffnungen und Träume.
Kurz vor Mitternacht treffen wir uns alle auf der Dachterrasse. Von dort aus haben wir einen wunderbaren Blick auf das kleine Dorf, in dem wir leben das still und friedlich unter dem hoffentlich sternenklaren, Himmel liegt. Die Nacht hat eine besondere Ruhe, die mich immer wieder tief fasziniert. Wir entzünden ein Feuer in unserer kleinen Räucherkanne, mit der wir auch unser Haus reinigen. Dann ziehen wir nacheinander jeder einen der Zettel aus seinem Gefäß. Es ist immer ein Moment der Spannung und des Loslassens. Der Zettel wird ungelesen dem Feuer übergeben, und wir sehen zu, wie der Rauch langsam in die Nacht aufsteigt. Ich stelle mir dabei vor, wie mein Wunsch in die unendliche Weite des Universums getragen wird.
Wenn alle ihre Wünsche verbrannt haben, bleiben wir oft noch eine Weile dort sitzen. Die Dunkelheit, die leichte Kälte der Nacht (wir leben auf Gran Canaria) und die Sterne über uns schaffen eine Atmosphäre, die gleichzeitig beruhigend und inspirierend ist. Wir reden über unseren Tag, unsere Gedanken und manchmal auch über das, was uns im neuen Jahr erwartet. Diese Momente sind für mich die Essenz der Rauhnächte – eine Zeit des Innehaltens und der Verbindung, mit meiner Familie, mit der Natur und mit etwas Größerem, das ich nicht in Worte fassen kann.
Die Kraft des Rituals
Dieses Ritual ist mehr als nur eine einfache symbolische Handlung am Ende des Jahres. Es verbindet uns mit uns selbst und mit dem größeren Ganzen. Es erinnert daran, dass Wünsche sowohl Hingabe als auch Vertrauen erfordern – und nicht zuletzt die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden. Die Rauhnächte und das Ritual der 13 Wünsche sind für mich eine Einladung, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und voller Zuversicht in die Zukunft zu blicken.
Möge der Rauch eure Wünsche weit tragen, und möge das neue Jahr alles bringen, was euer Herz begehrt.
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